UGÖD und ÖLI-UG zu NMS, Autonomie, Bundeskompetenz

Unabhängige Gewerkschafter/innen UGÖD und ÖLI-UG zu NMS-Evaluation, Autonomie, Bundeskompetenz für alle Schulen und LehrerInnen

von Sellner, Fuchsbauer, Gessmann, Mayr

Die Neue Mittelschule ist keine sozial-integrative, fördernde Gesamtschule. Von der Landespolitik bestellte DirektorInnen sind keine Garantie für autonom-demokratische Selbstverwaltung von Schulen.

Unabhängige GewerkschafterInnen in der GÖD sind
- für einheitliche Bundeskompetenz für Schulen und Schulentwicklung und für

  LehrerInnen,
- für Bildungsdirektionen als nachgeordnete Behörden,
- für gemeinsame, sozial-integrative Pflichtschule und
- für eine demokratische, vom Zugriff der Landes-Parteien freie Schulautonomie

NMS am unveränderten Nebeneinander von Hauptschule und Gymnasium gescheitert  

Der Evaluationsbericht bestätigt für den unabhängigen APS-Gewerkschafter Wilfried Mayr, „dass die Neue Mittelschule trotz zusätzlicher Stunden und Dienstposten keine sozial-integrative, gemeinsame Schule geworden ist, denn am Auseinanderdividieren der 10-Jährigen in alte Hauptschule (aHS) und AHS-Unterstufe hat sich nichts geändert.“ Der Versuch der SPÖ-Unterrichtsministerin Schmied, mit verbesserten Ressourcen und Lernbedingungen der NMS auch AHS-Standorte für die gemeinsame Schule zu begeistern, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, er war “kein Schritt in Richtung Gesamtschule, sondern eine Kapitulation vor dem reformresistenten Koalitionspartner ÖVP.“

Die Unabhängigen GewerkschafterInnen sahen daher in der Zustimmung der ÖVP-Landeshauptleute zur flächendeckenden Einführung der NMS an „ihren“ Hauptschulen keinen Gesamtschulkompromiss, sondern lediglich eine gute Möglichkeit, zusätzliche vom Bund bezahlte LandeslehrerInnen-Dienstposten zu bekommen, deren widmungsgemäße Verwendung vom BMBF nur im Nachhinein kontrolliert und evaluiert werden kann. Die Bundes-ÖVP beendete ihren Widerstand gegen die „Gesamtschule durch die Hintertür“ und hat der Einführung der landesparteipolitisch erwünschten neuen Regel-Hauptschule NMS zugestimmt.

Auch die angestrebte personelle Kooperation von NMS-Hauptschulen mit AHS-Unterstufen hat nicht funktioniert. Das lag nicht nur an ideologischen und standespolitischen Vorbehalten, sondern auch am differenzierten österreichischen Schulsystems und seiner
Doppelverwaltung: neun Landesschulverwaltungen sind für die NMS-Hauptschulen und ihre LandeslehrerInnen zuständig, während der Bund nur die AHS-/BMHS-LehrerInnen verwaltet. Diese Zweigleisigkeit stand auch allen Plänen einer regionalen Zusammenführung von NMS und AHS-Unterstufen (Gesamtschulregionen) sperrig im Weg.

Österreichs Schulen brauchen eine bundesweit einheitliche Schulverwaltung, keine Verländerung und kein „Föderalistan“

„Zur Überwindung der Mehrgleisigkeit sind für alle Schularten zuständige Bundes-Bildungsdirektionen auf Landesebene notwendig, die für alle Schulen und für die Einstellung der LehrerInnen zuständig sind und autonome Schulen beraten und unterstützen“, erklärt Reinhart Sellner für die UGÖD. „Den Landeshauptleuten unterstellte Landes-Bildungsdirektionen wären kein Beitrag zur Überwindung der föderalistische Zersplitterung des österreichischen Bildungswesens, sondern eine Bestätigung des Status quo.“

Die über KURIER, Mittagsjournal und ORF-Pressestunde vorgetragene Kampagne der ÖVP-Landeshauptleute Pühringer und Pröll zur Verländerung aller LehrerInnen und für mehr Föderalismus und eine von den Landesparteien gegängelte Schulautonomie wurde am 3. März bis auf weiteres ausgesetzt. Der am gleichen Tag veröffentlichte, für die Mehrzahl der NMS-Hauptschulen enttäuschende Evaluationsbericht stellt auch der für die Hauptschulen zuständigen Landesschulverwaltung kein gutes Zeugnis aus.

"Schulautonomie braucht demokratische Mitbestimmung der LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen, gewählte Schulleitungsteams, aber keine 'von oben' eingesetzten Hire-and-fire-Direktorinnen und Direktoren", betont Barbara Gessmann-Wetzinger, Mitglied der APS-Gewerkschaftsbundesleitung.

Zur Lösung des NMS-Problems wird ein neues, altes und unbestimmtes Zauberwort eingesetzt: Schulautonomie. „Für die ÖVP und für machtbewusste Landeshauptleute sichert das auch in Zukunft den ungestörter Landespartei-Zugriff auf die Besetzung der künftig mit Personalhoheit ausgestatteten DirektorInnen und auf `ihre´ LandeslehrerInnen“, meint Sellner, „Und das sozial selektive Auseinanderdividieren der Kinder nach dem Ende der Volksschule bliebe ebenfalls unangetastet.“ Die SPÖ setzt zwar auf sozial indizierte, d.h. die unterschiedlichen, von Bildung und Einkommen der Eltern abhängige Lebens- und Lernbedingungen berücksichtigende Zuteilung von Personal und Ressourcen, die sollen die autonomeren Schulen auch besser als bisher zu den Kindern kommen. „Die Machtansprüche der Länder und das unveränderte Nebeneinander von NMS und AHS-Unterstufe werden davon nicht berührt,“ schließt der UGÖD-Vorsitzende, „und beim Fortschreiben des restriktiven Budgetsparkurses sind sich beide Regierungsparteien auch einig.“

„Die Unabhängigen GewerkschafterInnen der UGÖD halten dagegen“, bringt es Barbara Gessmann-Wetzinger, die Tiroler APS-Vertreterin der UGÖD, auf den Punkt: „Bildung kostet. Eine neue österreichische Schule braucht
  - klare bundesgesetzliche Entscheidungen über die Schulorganisation, über Bildungs-, Lehr- und Lernziele,
  - ausreichende und die soziale Lage der Lernenden berücksichtigende Ressourcen für alle Schulen,
  - autonome Schulen mit demokratisch gewählten Schulleitungsteams, die Bildungsziele eigenverantwortlich, gemeinsam mit LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern umsetzen.“

Für Gary Fuchsbauer, ÖLI-UG-Koordinator und stellvertretender Vorsitzender der BMHS-Gewerkschaft, zeigt die NMS-Evaluation einmal mehr, „dass verbesserte Ressourcen und motivierte, in ihrer Arbeit unterstützte LehrerInnenteams gemeinsam mit ihren SchülerInnen das Schulklima und damit auch die Lernsituation verbessern, Angst und Aggressionsbereitschaft abbauen können.“

Der Kampf für eine bessere, menschenfreundlichere Schule geht weiter.

Rückfragehinweis:
reinhart.sellner@gmx.at fuchsbauer@oeli-ug.at barbara@gessmann.at mayr@oeli-ug.at
0676 3437521, 0680 2124358

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